Die Kid Comfort Pro ist das Flagschiff unter den Kindertragen von Deuter: die meisten Taschen, die komfortabelste Ausstattung für‘s Kind und die meisten Zusatz-Features. Das macht sie allerdings auch zum schwersten und teuersten Modell des Herstellers. Wir haben ausprobiert wie sie sich im Praxiseinsatz bewährt.
Hinweis: Die Kindertrage wurde uns vom Hersteller freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies war nicht an Gegenleistungen geknüpft. Unsere Freiheit beim Schreiben dieses Berichts ist deshalb davon nicht beeinflusst.
Bis zum 14. Lebensmonat saß unser Sohn ausschließlich in einer Full-Buckle-Trage aus Stoff. Er fühlte sich darin äußerst wohl und konnte beim Wandern in jedem Gelände dabei sein. Es gab jedoch ein paar Dinge, die uns daran mit der Zeit störten: Durch den engen Hautkontakt war das Schwitzen vor allem im Sommer etwas unangenehm. Außerdem war es kaum möglich war einen Rucksack zusätzlich dabei zu haben, vor allem weil wir ihn meistens auf dem Rücken trugen. Die Wickeltasche musste da manchmal in der Hand mitgenommen werden.
Zusätzlich beschäftigte uns die Frage, wie wir in Zukunft gemeinsame Trekking-Touren unternehmen konnten. Durch den fehlenden Stauraum wäre ich gezwungen gesämtliches Gepäck zu schultern, während meine Frau Jana das Kind trägt.
Wir entschlossen uns eine Kindertrage mit stabilem Gestänge auszuprobieren, auch Kraxe genannt. Von ihr versprachen wir uns, den Kleinen auch alleine über längere Strecke bequem transportieren zu können. Durch den Extra-Stauraum wollten wir Wickelkram, Wasser und Snacks immer dabei haben und bei Trekking-Touren den großen Rucksack ein wenig erleichtern. Die Kid Comfort Pro schien uns eine gute Wahl, weil sie die meisten Optionen besitzt um zusätzliches Gepäck zu verstauen. Praktisch schient für uns außerdem das schnell verstellbare Tragesystem, da wir uns regelmäßig mit der Betreuung und dem Tragen unseres Sohnen abwechseln. Hier schildern wir dir unsere Erfahrungen mit der Kid Comfort Pro und du erfährst ob die Trage auch etwas für dich ist.
Deuter Kid Comfort Pro: Technische Daten
Gewicht: 3,6 kg
Zuladung: 12l + 10l im Daypack
Preis: 359,95 €
Beladung: maximal 24 kg (Kind 22 kg + Gepäck 2 kg)
Sonnendach: fest integriert
Das Tragesystem
Deuter-Tragesysteme kannten wir schon von unseren Tourenrucksäcken und wussten, dass sie sich für uns sehr gut anfühlen. Genau so ist es auch bei der Kraxe: Sie liegt mit dem Gewicht sehr angenehm auf der Hüfte. Die Flügel sind fest, aber zwacken dabei nirgends. Es fühlt sich wie angegossen an. Auch die Schultergurte sind angenehm geformt und sitzen sowohl bei meiner Frau als auch bei mir sehr gut.
Dazwischen ist über die ganze Länge ein festes Netz gespannt, das eine Lücke zwischen dem Rücken und dem Rucksack schafft. Dadurch entsteht eine andauernde Belüftung und das Schwitzen soll verringert werden. Wir spüren ehrlich gesagt aber keinen so großen Unterschied im Vergleich zu den netzlosen Tragesystemen der Tourenrucksäcke. Der Lücken-bedingte größere Abstand zum Schwerpunkt fiel uns auf der anderen Seite aber auch nicht negativ auf.
Besonders überzeugt hat uns aber das Schnelleinstell-System für die Rückenlänge, das Deuter Vari Slide nennt: Dabei sitzt hinter dem Netzrücken ein roter Einstellhebel mit dem man die Höhe der Gurte einfach durch hin- und herschieben variieren kann. Das dauert wirklich nur 2 Sekunden und ist genial, wenn sich die TrägerInnen immer wieder mal abwechseln. Lässt man den Hebel los, hält alles wieder bombenfest.
Der Kindersitz:
Die Kid Comfort Pro hat einen höhenverstellbaren Sitz, der für alle Kinder geeignet ist, die frei sitzen können. Um die natürliche Anhock-Spreitzhaltung zu unterstützen sind seitliche Fußstützen angebracht, die je nach Kind eingestellt werden müssen. Die Einstellung der Sitzhöhe ist etwas fummelig, funktioniert aber ganz gut, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt. Wenn wir die Höhe allerdings laut Anleitung einstellen ist unser jetzt 16 Monate alter Sohn fast auf der niedrigsten Position die möglich ist. Das wundert uns doch ein bisschen, denn er ist zwar eher groß aber auch kein Riese. Ob da noch Spielraum ist bis er aus der Kraxe raus wächst, ist also nicht ganz sicher.
Um Einzusteigen kann das Kind entweder von der Seite reinklettern oder von oben hineingesetzt werden. Anschließend werden die Schultergurte an insgesamt vier Punkten befestigt. Der Nachwuchs wirkt so sehr sicher angeschnallt. Hinter dem Kopf hat die Kraxe eine besonders hoch gezogene Kopfstütze, die den Kopf in allen Lagen schützen soll. Zusätzlich ist vor‘m Kinn ein dickes Polster angebracht, das für angenehmes Schlafen sorgen soll, auch wenn der Sprössling dabei mit der Stirn nach vorne sinkt. Ob das extra große rundum Polster notwendig ist, können wir nicht sagen. Unser Kleiner fühlt sich aber sehr wohl darin. Die Kinn-Auflage benutzt er sehr gerne und schläft darauf auch sehr gut. Praktischerweise kann man sie auch abnehmen und waschen.
Die Ausstattung:
Neben Tragesystem und Kindersitz bringt diese Deuter-Kraxe eine riesige Fülle an Zusatz-Features mit sich. Mit Abstand das praktischste davon ist für uns der eingebaute Sonnenschutz. Um ihn auszuklappen muss nur ein Reißverschluss am Rücken geöffnet werden. Von dort zieht man ihn einfach heraus und befestigt ihn mit zwei Clips. Er ist so geschnitten, dass er aus allen Richtungen zuverlässig Schatten spendet (außer natürlich von vorne). Für uns ist das ein großes Plus im Vergleich zur Stofftrage.
Zum Transport vom zusätzlichem Gepäck gibt es jede Menge Optionen. Den größten Stauraum bietet das Hauptfach direkt unter‘m Sitz. Hier passen bis zu 12 Liter hinein. Genug also für eine große Wasserflasche, Wickelset und Proviant. Daneben wird noch ein 10 Liter-Daypack mitgeliefert, der von vorne an den Trägern mit Clips befestigt wird. Die Idee fanden wir von Anfang an ziemlich genial, vor allem weil wir auch sonst gerne einen kleinen Rucksack zusätzlich zur Rückentragen mitnehmen. Leider hat uns diese Lösung aber in der Praxis nicht überzeugt: da die Tasche nur oben befestigt ist, fängt sie beim Gehen automatisch an zu schwingen und nervt schon nach kurzer Zeit gewaltig. Hier würden wir uns einfach eine Zusatzbefestigung am unteren Ende wünschen, die den Daypack in Bewegung fest am Körper hält. Am Rucksack gibt es drüber hinaus aber sowohl Taschen an beiden Hüftgurten als auch drei Stück hinten am Kindersitz, die sich gut für Kleinkram, wie Schlüssel, Sonnenbrille oder Karten eignen. Das ist praktisch, man sollte wirklich darauf achten kein schweres Gepäck so weit weg vom Schwerpunkt zu verstauen.
Für Trinkblasen hat die Trage noch ein Extra-Fach, das nah am Rücken liegt und laut Hersteller 3 Liter fasst. Wir selbst sind keine Fans von solchen Schlauch-System und haben es deshalb nicht getestet. Andere schreiben jedoch, dass sie es als ziemlich klein und eng empfinden.
Ein lustiges Gimmick haben wir erst nach einigen Wochen entdeckt: Im linken Hüftgurt-Fach liegt ein kleiner Handspiegel mit einer Kordel daran. Erst kam uns das eher wie ein unnötiger Gag vor, mittlerweile finden wir es aber in der Tat praktisch ab und zu mal mit dem Spiegel nach hinten zu schauen um zu sehen wie es dem Kleinen geht.
Einen Regenschutz haben wir nicht mit getestet. Er ist als Zusatzoption erhältlich.
Der Gesamteindruck der Deuter Kid Comfort Pro:
Unser Kleiner hat sich von Anfang an außerordentlich wohl in der Kraxe gefühlt. Vor allem die erhöhte Sitzposition gefällt ihm richtig gut. Durch die zusätzlichen Gepäckfächer kann man jede Menge extra einpacken. Nur: Tragen muss man es natürlich trotzdem. Wenn zu einem 12 Kilo-Kind und dem 3,5 Kilo-Eigengewicht der Trage noch Wasser und Co obendrauf kommt landet man schnell bei über 20 kg. Das ist schon sportlich und dafür braucht ein bisschen was an Fitness. Dafür schwitzt man aber bei einer Kraxe wirklich deutlich weniger als bei einer Stoff-Trage. Der Nachteil ist dass sie sich im Vergleich dazu einfach wuchtiger anfühlt. Das liegt nicht nur am Gewicht, auch die Tatschache, dass der Schwerpunkt weiter vom Körper entfernt ist, trägt dazu bei.
Für‘s Trekking ziehen wir ein gemischtes Resümee: Ja, mit der Kraxe kann man ein paar Kilo extra transportieren, aber mehr als 3-4 Liter Wasser und ein paar Klamotten würden wir nicht einpacken, weil es schlichtweg zu schwer wird. Das heißt für eine mehrtägige Trekking-Tour müssten wir eine andere Lösung finden.
Da wir auch sonst nicht alle Features der Kraxe brauchen kämen wahrscheinlich wir mit dem Schwestermodell, der Kid Comfort gut aus. Die ist fast baugleich hat aber kein Daypack, keine hochgezogene Rückenlehne und keine dicken Seitenpolster. Sie ist aber auch mit dem Schnelleinstell-System Vari Slide ausgestattet, auf das wir nicht verzichten wollten, da es wirklich einen schnellen Wechsel zwischen Mama und Papa möglich macht.
Alles in allem ist die Kid Comfort Pro für uns eine solide und funktionale Trage, die uns in Zukunft bestimmt bei vielen Touren begleiten wird.
Falls ihr etwas weniger Geld ausgeben möchtet, ist die Kid Comfort Active vielleicht eine Option. Sie hat zwar ein netzloses Tragesystem, wiegt dafür aber deutlich weniger. Außerdem ist sie auch in einer SL-Variante speziell für Frauen erhältlich. Was für euch das Richtige ist, findet ihr am besten durch Ausprobieren heraus.
Deuter Kid Comfort Pro: Vor- und Nachteile in der Übersicht
Zum Abschluss hier nochmal die Vor- und Nachteile zusammengefasst:
VORTEILE:
NACHTEILE:
Patrick Heck liebt es mit seiner Frau Jana und Sohn den Wald unsicher zu machen. Auf dem Blog Ausgebüxt.info schreiben beide über ihre Mikroabenteuer und geben Tipps und Ideen für Familien, die die Natur lieben.
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