Sardinien…. sicherlich denkst du dabei sofort an endlose weiße Strände, türkisblaues glasklares Meer und an die bizarren Felsformationen entlang der Küste. Das ist Sardinien – keine Frage.

Aber Sardinien ist viel, viel mehr!

Und deshalb ist Sardinien auch das ideale Ziel für deinen nächsten Familienurlaub. Warum? Das erfährst du jetzt hier am Beispiel des kleinen Ortes Lotzorai, der mitten im „Outdoor-Eldorado“ an der Ostküste sein relativ verschlafenes Dasein fristet.

Sardinien hat aber nicht nur viel zu bieten. Sardinien ist auch eine sehr große Insel. Deshalb gleich vorweg der erste Rat: Konzentriere dich bei deiner Reiseplanung auf einen Teil der Insel. Dann hast du mehr von deinem Urlaub. Und von Sardinien. Deine Kinder werden es dir außerdem danken. Viele unterschätzen nämlich die Ausmaße der Insel, weil die Wege auf Grund der Straßenbeschaffenheit, der bergigen Abschnitte und der vielen Kurven sehr weit sind.

Mein Vorschlag also: versuche es doch mal mit der Ogliastra! Diese Region liegt in der Mitte der Ostküste und etwas abseits der großen Touristenströme. So hat sich die Gegend bis heute ihren sympathischen, unaufgeregten Charakter bewahrt. Du findest dort alles an Geländeformationen und Angeboten, was dein Outdoor-Herz begehrt und kannst deine Bedürfnisse bestens mit denen der Kinder kombinieren. Mit meinem 5-jährigen Sohn nutze ich diesen naturgemachten Freizeitpark übrigens regelmäßig und freue mich tagtäglich, dass er in dieser herrlichen Umgebung aufwachsen darf.

Das sind meine 5 Lieblings-Orte mit Abenteuerpotenzial rund um Lotzorai:

Lieblings-Ort Nr. 1: Campingplatz unter Pinien direkt am Sandstrand

Als Basislager bietet sich einer der Campingplätze am Meer an: Was gibt es für Kinder Schöneres als morgens noch im Schlafanzug aus dem Zelt zu kriechen und gleich mal die erste Sandburg zu bauen, ohne vorher frühstücken, die Strandtasche packen oder eine Straße überqueren zu müssen?! Und wie herrlich ist es, nach dem Abendessen einfach nochmal auf eigene Faust für eine letzte Spielrunde losziehen zu können?! Ganz zu schweigen vom gemeinsamen Lagerfeuer am Meer (mit Feuerschale!) oder vom Übernachten am Strand (mit den Eltern in beruhigendem 5-Meter-Abstand). Kindersommerwunderland!

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img_2360In der langen Sandbucht, die sich von Arbatax bis nach Santa Maria Navarrese zieht, liegen gleich vier dieser ausgesprochen familienfreundlichen Pinienwald-Strand-Campingplätze verteilt: „Iscrixedda“, „Cavallo Bianco“ und „Le Cernie“ erreichst du direkt von Lotzorai aus, die Zufahrt zum „Mare Blu“ liegt zwischen Lotzorai und Santa Maria Navarrese.

Lieblings-Ort Nr. 2: Die Feenhäuser „Domus de Janas“ von Lotzorai

Hinter dem so wohl klingenden Namen verbergen sich uralte, in Stein geschlagene  Felsengräber. In vorchristlicher Nuragherzeit wurden dort die Toten bestattet. Eine große und schön angelegte Ausgrabungsstätte gibt es in unmittelbarer Nähe von Lotzorai. Toll ist dort, dass viele schmale und verschlungene kleine Wege über die beiden Hügel führen und hinter jeder Ecke plötzlich wieder eine dieser geheimnisvollen Höhlen auftaucht. Vom höchsten Hügel – dort stand früher eine Nuraghe – reicht der Blick weit übers Land und bis zum Meer. Kinder tauchen an diesem Platz schnell in ihre eigene Fantasiewelt ab, folgen den Pfaden, klettern in die engen Kammern oder über die riesigen Felsgebilde und befinden sich wahlweise im Indiander-, Dino- oder Elfenland.

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Von Lotzorai kommend Richtung Talana fahren und nach rund 2 km (nach dem Kieswerk und einem kleinen Industriegebiet die erste Abzweigung) links in einen unbefestigten Weg einbiegen. Achtung: Das Schild „Domus de Janas“ sieht man aus dieser Richtung kommend nicht. Parkplatz nahe der Straße unter den Bäumen. Von dort geht’s zu Fuß und gut beschildert gleich auf die Hügel hinauf.

Lieblings-Ort Nr. 3: Der weiße, feinsandige Strand von Orrì – absoluter Hit für Kleinkinder

Am weißen Sandstrand von Orrì stellt sich bei Sonnenschein sofort Karibikfeeling ein. Das erfreut nicht nur Auge und Seele der Eltern. Die ganz Kleinen können dort wunderbar im besonders weichen Sand spielen und tolle Burgen bauen, weil der der Sand dazu genau die richtige Konsistenz  hat. Orrì ist auch ideal für die ersten Wasserplanscherfahrungen, denn das Wasser ist in Ufernähe gerade mal knietief. Das macht auch den älteren Kinder riesen Spaß, denn die können dort prima Ball spielen und Toben. Außerdem gibt es runde Felsinseln im Meer zu erobern und im Anschluss an den Hauptstrand in Richtung Süden viele weitere kleine Sandbuchten zu erklettern. Besonders toll und kinderfreundlich sind die Wellentage am Orrì-Strand: Auf Grund der geringen Wassertiefe rollen dort meist nur gut berechenbare, lang gezogene Brecher an Land. Und Strandläufer mit Sammelleidenschaft finden am Orrì-Strand viele schöne Muscheln für die Ferien-Schatzkiste…

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Von Lotzorai aus erreichst du den „Lido di Orrì“ am besten über die Schnellstraße SS125 Richtung Cagliari, die du an der letzten Ausfahrt nach Tortolì verlässt. Dort weisen bereits braune Schilder Richtung „Lido“. Dort angekommen gibt es kostenpflichtige Parkmöglichkeiten entlang der gesamten Strandpromenade und ganz am Ende des Hauptstrandes einen Gratis-Parkplatz auf Naturboden. Eis, caffè, panini und sonstige Leckereien bekommst du in den verschiedenen Bars entlang der Promenade.

Lieblings-Ort Nr. 4: Golgo-Hochebene – Tümpel, Tiere & Nuraghen-Picknick

Allein die Fahrt von Baunei hinauf aufs Hochplateau ist schon ein kleines Abenteuer: Das schmale Sträßchen windet sich in engen Serpentinen die Felskante hinauf und lässt die Blicke weit übers Land und bis zum Meer schweifen. Oben angekommen gibt’s einiges zu entdecken. Je nach Alter der Kinder bewegt ihr euch zu Fuß oder Rad von Ort zu Ort oder fahrt die einzelnen Stellen mit dem Auto an. Mit kleineren Kindern schön ist der Spaziergang durch die märchenhaft wirkende Tümpellandschaft von „As piscinas“ (rechts der Asphaltstraße) bis zum tiefen Karstschlund „Su sterru“ . Hat da nicht gerade ein Zwerglein hinterm moosbedeckten Stein hervor geschaut?! Vielleicht war es aber auch eines der frei laufenden wilden Hausschweine! Die gibt es hier in großer Zahl und allen Farben. Zur Freude aller Kinder tauchen hinter den Büschen auch immer wieder Ziegen und Esel auf. Vor allem die Eselchen lassen sich meist gerne füttern und streicheln.

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4_golgo_tiereEin großes naturgemachtes Felsgesicht wartet gleich hinter dem Restaurant „Rifugio“ (links der Asphaltstraße) auf  kleine Spürnasen: Wer sieht den großen Steinkopf als Erstes? Und wieviele Kinder müssen sich an den Händen halten, um die uralten riesigen Olivenbäume vor der kleinen Wallfahrtskirch San Pietro (am Ende der Asphaltstraße) zu umarmen?

Krönender Abschluss der Golgo-Expedition ist für mich immer die Nuraghe „Coe Serra“ (rechts der Asphaltstraße): Hier können die Kinder nach Herzenslust klettern und spielen. Am Fuß der Nuraghe finden sich unter Bäumen schattige Plätze für eine Brotzeit. Noch besser rastet es sich aber ganz oben auf den weißen Jahrtausende alten Felsbrocken der Nuraghe. Ich liebe diesen Picknick-Platz in luftiger Höhe mit der unschlagbaren Aussicht über die ganze Ebene.

4_golgo_nuragheVon Lotzorai nimmt man die SS125 Richtung Olbia bis Baunei. Dort geht’s in der Ortsmitte kurz nach der Kirche schräg rechts und bergauf von der Hauptstraße ab. Viele Schilder weisen den Weg. Vorbei am Hotel „Bia Maore“ biegt man die 3. Abzweigung nach rechts ab und folgt der Serpentinenstraße hinauf auf die Golgo-Hochebene. Nun geht es noch einige Kilometer durch den Steineichenwald bis sich das Hochplateau öffnet. Rechts und links der Asphaltstraße findet ihr dann die inzwischen gut ausgeschilderter Sehenswürdigkeiten.

Lieblings-Ort Nr. 5: Cala Goloritzé – Wanderung zur Traumbucht & Bootsfahrt

Nur wenige der türkisfarbigen Buchten entlang der Steilküste zwischen Santa Maria Navarrese und Cala Gonone sind auf dem Landweg zu erreichen. Eine davon ist die Cala Goloritzé, die man nach nur einstündigem Fußmasch von der Golgo-Hochebene aus erreicht. Auf gut erkennbaren Wegen geht es zunächst über einen kleinen Sattel und dann durch eine wild romantische und für Kinder sehr abwechslungsreiche Schlucht ausschließlich bergab. Empfehlenswert sind wegen des felsigen Untergrunds auf jeden Fall geschlossene wandertaugliche Schuhe und neben der üblichen Verpflegung viel, viel Wasser für den Rückweg. Außerdem gehören  Badesachen und Schnorchelzeug mit in den Rucksack. Denn das Schönste an dieser Wanderung ist natürlich das Baden – klar!

 

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Wer sich den schweißtreibenden Aufstieg (für den du die doppelte Zeit einplanen solltest) ersparen und die schroffe Steilküste einmal vom Meer aus bestaunen möchte, erkundigt sich VORAB im Hafen von Santa Maria Navarrese nach dem Fahrplan der Ausflugsboote, bucht dort die Rückfahrt und löst dort auch VOR der Wanderung sein Ticket fürs Boot.
Eines noch: Plant die Wanderung am besten außerhalb der Hauptsaison ein. Denn dann sind die Temperaturen angenehmer und die Bucht ist nicht allzu überlaufen.

Anfahrt siehe Lieblings-Ort Nr.4. Beim Schild „Su sterru“ (links geht es zum Restaurant „Golgo“) rechts auf eine Schotterstraße abbiegen und dieser ca. 1 km bis zur Bar „Su Porteddu“ folgen. Dort kann man sein Auto gegen eine kleine Gebühr, die für den Erhalt der Wege genutzt wird, auf dem eingezäunten Parkplatz abstellen. Wer sein Zelt dabei hat oder im Wohnmobil unterwegs ist, kann auf dem Gelände der Bar auch campen!

Alternativ-Wanderung: Rechts der kleinen Kirche San Pietro auf der Golgo-Hochebene startet die rund 20 km lange Schotterpiste zur Cala Sisine. Nichts für schwache Nerven, tief gelegte Autos oder Wohnmobile! Aber mit einem geländegängigen Fahrzeug gelangst du fast bis ans Meer hinunter. Vom Parkplatz bis zur Kiesbucht sind es dann nur noch 20 min. zu Fuß.

Übrigens:
Wer das große Outdoor-Ferienabenteuer mit Kindern sucht, wendet sich am Besten an die Ex-Berlinerin und Wanderführerin Sandra Lietze, die zusammen mit ihrem Partner Franco Murru auch geführte Touren für Familien anbietet. Da gibt es dann zum Beispiel echte Höhlenexpeditionen, aber auch Canyoning in wasserführenden Schluchten und Felsklettern für ältere Kinder. Ein Blick auf ihre Webseite lohnt sich: Sardinien entdecken.

 

bio_bild_christineÜber die AutorinChristine Wolfangel hat ihren Traum vom Leben im Süden wahr gemacht. Die Freie Autorin wohnt und arbeitet seit einigen Jahren auf Sardinien. Auf ihrem Website ganz einfach Sardinien findest du viele weitere Tipps für deinen nächsten Urlaub in der Ogliastra (wie z.B. Eseltrekking für Familien) und ihre Liebeserklärung an das kleine Dörfchen Lotzorai. Folgt ihr außerdem auf Instagram!


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9 KOMMENTARE

  1. Ich bin eigentlich kein Italienfan, aber das sieht einfach nur GENIAL aus! Danke für den inspirierenden Artikel. Ob Sardinien ein Herbstferienziel ist? Und weißt du, ob es auch Angebote zum Eselwandern gibt? Freundliche Esel scheinen ja auf Sardinien heimisch zu sein:-)
    Viele Grüße von Sabine

    • Hallo Sabine,
      also, Sardinien ist auf jeden Fall ein schönes Herbstreiseziel. Das Wasser ist noch warm, die Luft sowieso und nicht mehr so viele Leute unterwegs. Wie es mit Eselwandern aussieht, weiß ich leider nicht, vielleicht meldet sich Christine noch dazu und hat einen Tipp.
      LG, Steffi

  2. Liebe Sabine, Eseltrekking ist hier auf Sardinien nicht so verbreitet wie z.B. in Frankreich. Es gibt hier zwar noch immer sehr viele Esel, die vor gar nicht allzu langer Zeit überall im Einsatz waren. Spricht man die Menschen hier aber auf Eseltrekking an, wenden sich die meisten lachend ab: Wer sollte sich dafür schon interessieren!
    Ich weiß, dass auf dem Pferdehof Morgenstern in Padru (www.pferdehof-morgenstern.de) Eselwanderungen angeboten wurden. Hier lohnt es sich auf jeden Fall mal, nachzufragen. Außerdem habe ich hier in der Nähe in Dorgali eine weitere Adresse gefunden, die zumindest auf der Internetseite ganz gut aussieht: http://www.trekkingsomeggiatosardegna.it. Dort war ich allerdings noch nie und kenne das Angebot auch nicht aus eigener Erfahrung.
    Freue mich über deine Rückmeldung, solltet ihr tatsächlich zum Eseltrekking nach Sardinien kommen!
    Herzlichen Gruß, Christine

  3. Wir waren mit unseren Kindern schon 5mal in der Ogliastra, und haben alle beschriebenen Ziele mindestens 1 mal besucht. Highlight war u.a. die Wanderung zur Goloritze, aber zu unserem “Pflichtprogramm” gehört inzwischen ausserdem auch die kurze Tour zum Strand Su Sirboni, die Piscinas ganz in der Nähe und eine Bootstour im Golfo di Orosei. Beeindruckend ist auch das verlassene Dorf Gairo Vecchio. Allerdings gefallen uns die Campingplätze südlich von Tortoli bis einschließlich Barisardo insgesamt besser, als die in Lotzorai.

    • Liebe Anja,
      vielen Dank für deinen Kommentar und vor allem auch für die zusätzlichen Tipps!. Da seid ihr ja schon so richtig eingefleischte Sardinienfans :-).
      LG, Steffi

  4. Ach toll, danke! Da werde ich mich mal inspirieren lassen. Bei dem Regenwetter gerade kann man sowieso nichts besseres machen als mit Sardinienbildern die Stimmung zu heben…
    Viele Grüße von Sabine

  5. Hallo Sabine und alle anderen, die sich für Esel-Trekking interessieren!
    Inzwischen haben wir hier bei uns um die Ecke mit Start in Santa Maria Navarrese auch ein Esel-Trekking-Angebot. Sehr nett gemacht von jungen, motivierten Leuten, die auch gut mit den Tieren umgehen. Schaut mal hier: http://inseltraumleben.de/esel-trekking/
    Lieben Gruß von der Insel, Christine

  6. Hallo,

    das klingt alles ganz großartig und macht Mut, dass wir mit auch mit Kindern nicht im Clubhotel landen müssen. Ist die Insel und v.a.Camping auch schon Mitte / Ende Mai zu empfehlen? Unsere Kinder sind dann 1 bzw 2 1/2 Jahre alt.
    Liebe Grüße und vielen Dank!
    Joséphine

  7. Sardinien wäre auch mal ein Traum, aber schwer zu verwirklichen mit Wohnwagen und zwei kleineren Kindern, die ja nicht nur im Auto hocken möchten 🙁 Dafür bräuchten wir dann schon 4 Wochen, um auch wirklich ausreichend etwas davon zu haben und in Ruhe hin- und zurückfahren können. Oder wir müssen es halt auf die Zeit verschieben, wenn die Kinder aus dem Haus sind.

    Lieben Dank für den Bericht.

    LG Chris

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