Ob Zelten oder Biwakieren, Draußen-schlafen ist schon immer eine Leidenschaft, die meinen Mann und mich sehr verbindet. Besonders aufregend war es, als wir im August 2018 30 Nächte unter freiem Himmel schliefen und dabei ohne Auto quer durch Deutschland reisten. Es war der Monat, in dem Isomatte, Schlafsack und der Himmel über uns zu unserem Zuhause wurden. Mit dabei war damals auch schon unser Sohn, denn ich war im 7. Monat schwanger und wir waren bereits gespannt, wie sich das Biwakieren mit Baby demnächst gestalten würde.

Biwakieren mit Baby
Letztes Jahr waren wir noch zu zweit unterwegs

"Mit Baby schlaft ihr dann aber nicht mehr draußen?!", wie oft hatten wir die Frage, die eigentlich eher eine Feststellung sein sollte, danach von Freunden, Familie und Bekannten gehört. In Wahrheit waren wir schon kurz nach der Geburt des Kleinen voller Vorfreude auf unsere erste Wald-Übernachtung.

10°C sollten's beim ersten Mal schon sein, hatten wir uns immer wieder gesagt und checkten schon während der ersten Frühlingstage im März regelmäßig die Wettervorhersagen. Am 22. April 2019, am Ostermontag also, war es dann soweit! Stabil sonniges Wetter und eine milde Nacht mit 10°C Tiefsttemperatur war angesagt. Der Kleine war jetzt knapp 5 Monate alt, gesund und ehrlich gesagt mit mehr isolierender Fettschicht ausgestattet als seine Eltern. Perfekt!

Um's Packen hatten wir uns bis dato überhaupt keine Gedanken gemacht, da wir es ja gewohnt waren draußen zu schlafen und das Richtige mitzunehmen. Erst als wir gegen 15 Uhr vom Osterbrunch kamen und uns nur noch knapp 1½ Stunden zum Packen blieben, wurden wir etwas hektisch. Nicht nur, dass wir jetzt erst überlegten wie viele Windeln und welche Klamotten wir überhaupt brauchen, wir waren auf einmal gar nicht sicher, zu zweit alles tragen zu können! Da war nicht nur unser Gepäck, auch der Kleine sollte getragen werden. Doch wir hatten einen Plan: der Papa den 60-Liter Trekkingrucksack und ich das Baby vorne und einen Tagesrucksack hinten. Letztendlich bekamen wir so alles verstaut und es konnte losgehen. Unsere Packliste findet ihr hier.

Biwakieren mit Baby
Vollgepackt und aufgeregt

Wenn man, wie wir, in Trier wohnt, muss man nicht lange fahren um inmitten wunderschöner Wälder zu sein. Eigentlich braucht man dazu gar kein Auto, Hunsrück und Eifel grenzen unmittelbar an die Stadt. Unser Ziel lag in der Eifel und nach 20-minütiger Fahrt schulterten wir Kind und Gepäck und wanderten als stolzes Dreiergespann Richtung Abenteuer.

Obwohl der Pack-Stress bald vergessen war, wir den Weg zum Schlafplatz in- und auswendig kannten und auch der frühlingshafte Wald um uns herum pure Entspannung ausstrahlte, kam der Kleine einfach nicht zur Ruhe. Er war hundemüde, immer wieder fielen ihm die Augen zu, doch dem Schlaf konnte er sich einfach nicht hingeben. Er schien unsere Aufregung zu spüren, fühlte, dass da noch etwas kommen musste, was er besser mal nicht verschläft.

Gegen 19 Uhr, nach 1½ Gehstunden kamen wir an unserem Schlafplatz an. Zuletzt hatten wir dort Anfang November übernachtet, drei Wochen vor der Geburt. Es war ein überwältigendes Gefühl unseren Sohn jetzt zum ersten Mal dorthin zu tragen und ihm diesen Ort zeigen zu dürfen. Der Wind wehte uns kühle Abendluft ins Gesicht und die Baumkronen der Kiefern und Fichten bewegten sich aufgeregt, so als wären auch sie voller Freude über das Wiedersehen.

„Wuhääähhhhh! Wuuhäähhh!“, unbeeindruckt von unserer Sentimentalität meldete sich lautstark unser übermüdeter Sohn. Fix breiteten wir unter einem schützenden Felsvorsprung unsere drei Isomatten und Schlafsäcke nebeneinander aus und setzten uns zum Stillen. Sogar an meiner Brust dauerte es sehr lange bis der Kleine sich endlich ins Traumland fallen lassen konnte und fest einschlief.

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So saßen wir dann noch eine Weile. Eingemummelt in unsere warmen Jacken löffelten mein Mann und ich Couscous-Salat aus einer Tupperdose und ließen unsere Blicke über die schwarzen Baumsilhouetten schweifen. Gar nicht weit entfernt rief ein Uhu. Wir redeten kaum, ließen Raum für Stille und das Gefühl tiefer Verbundenheit.

Gegen 23 Uhr kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke – der Kleine und ich im Doppelschlafsack, der Papa in seinen eigenen. Für das Stillen im Liegen war der Doppelschlafsack super, denn so konnte ich uns individuell zudecken. Weniger gut dagegen waren unsere Schaum-Isomatten: das lange Verharren in auf einer Seite wurde darauf dann doch schnell unbequem. So kam es, dass meine beiden Männer bald tief und fest neben mir schlummerten, während ich wach lag und mir andauernd die Beine einschliefen. Als wäre das nicht schon genug, schossen mir jetzt auch noch Grübeleien in den Kopf. Es dauerte eine Weile bis ich meine Gedanken mit dem Rauschen der Bäume im Wind vorüberziehen lassen konnte, ganz im Hier und Jetzt war und der Schlaf mich schließlich einholte.

Biwakieren mit Baby
4 m² Zuhause

Wie ein Murmeltier verschlief unser Sohn seine erste Nacht im Wald. Morgens räkelte er sich genüsslich zwischen den Schlafsack-Laken und fühlte sich sichtlich wohl. Es war ein schöner Morgen: wir hatten Sicht gen Osten und wurden durch einem feuerroten Sonnenaufgang geweckt. Zum Frühstück gab‘s – klar, Milch für‘s Baby – Nüsse und Trockenobst für die Großen. Exquisiteres hätten wir nicht tragen können. So vertrödelten wir den halben Vormittag in unserem Lager, packten gemütlich zusammen und machten uns schließlich auf den Rückweg. Erschöpft kamen wir am Nachmittag wieder zuhause an – hundemüde aber glücklich und stolz.

Alles in allem war unser erstes Mal Biwakieren mit Baby ein tolles und unvergessliches Erlebnis.
Wir spürten aber auch, wie wichtig es ist, offen an so ein Abenteuer ranzugehen. Als es dem Kleinen so schwer fiel zur Ruhe zu kommen, tat es gut anzunehmen, dass umkehren und wieder heimfahren auch ok wäre. Ich glaube es ist wichtig, nichts erzwingen zu wollen. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf all die draußen-Nächte, die noch vor uns liegen – der Kleine brabbelt seitdem auch von nichts anderem 😉

Habt ihr auch schon mal mit Baby biwakiert? Oder wollt ihr es mal versuchen? Habt ihr Tipps, Fragen, Anmerkungen zum Thema Biwakieren mit Baby? Schreibt‘s gerne in die Kommentare.

Viel Spaß bei euren Abenteuern,

Jana

Jana ist Umweltpädagogin und leidenschaftliche Draußen-Schläferin. Bei Ausgebüxt.info schreibt sie rund um das Thema „Naturabenteuer und Familie“.

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2 KOMMENTARE

  1. Hallo, wie Ihr haben wir unsere erste Nacht mit unserer kleinen zweijährigen draußen verbracht. Allerdings im zelt. Da unsere Mütter sehr lebhaft beim Einschlafen ist, blieb es nicht aus dass sie. Sich aus dem Schlafsack rausbewegt hat und teilweise ein sehr kaltes Gesicht und Kälte arme hätte trotz langem Schlafanzug.
    Habt ihr eine Idee wie wir das lösen könnten?
    Outdoor-Schlafsäcke für so kleine Kinder mit Ärmeln finden wir nicht im Internet. Lediglich für Erwachsene.

    • Hallo Andreas,
      doch, meines Wissens nach gibt es so Schlafsäcke mit Ärmeln, zumindest für Babies, also bestimmt auch für Zweijährige. schau mal bei den einschlägigen Baby-Online-Shops, meine, die dort gesehen zu haben. Aber bei uns ist das schon 8,9 Jahre her, ich weiss also nicht mehr genau, wo.
      LG, Steffi

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